Von #minimalism und #monochrome
Minimalismus ist angesagt. Es gibt bei Instagram Hunderte von Bildern, die den Hashtag #minimalism tragen. Darauf zu sehen? Entweder stylisch eingerichtete Wohnungen in schwarz und weiß, dann ergänzt der Hashtag #monochrome das Ganze, oder eben Mode: Einfache, schlichte Basics, das ist, was gerade in ist, das ist, was man trägt, auf den Fashion-Laufstegen der urbanen Streetstyle Welt.
Nur, damit ich es gleich vorweg nehme: Ich grenze mich selbst dabei nicht aus, auch wenn ihr vielleicht einen leicht sarkastischen Unterton vermuten wollt: Das alles ist wahrhaftig ehrlich so gemeint!
Aber für mich hat das Wort Minimalismus noch eine viel größere Bedeutung bekommen, als lediglich graue und weiße Einrichtung zu favorisieren, oder dezenten Stil mit noch dezenteren Nicht-Farbtupfern aufzubessern.
Minimalismus heißt mit dem Minimum an Aufwand das Maximum an Gewinn zu erzielen.
Minimalismus heißt mit dem Minimum an Aufwand das Maximum an Gewinn zu erzielen.
Super, dachte ich mir, und überlegte, wo ich genau dieses Schema anwenden kann, wenn sich der Radius außerhalb von schicken Wohnungen und Kleidung bewegt. Nämlich im echten Leben, in meinem Alltag und der Realität, die mich tagein, tagaus umgibt.
Ich fing also ganz von vorne an, bei Null, bei den kleinsten und scheinbar unrelevantesten Bereichen in meinem Leben, die aber sehr wohl einmal minimalistisch überholt werden sollten. Den der Bedarf war riesig, wie ich schnell merkte. Ich machte eine Liste, die folgende Punkte beinhaltete:
Ja, Freunde. Damit will ich nicht sagen, dass ich die Hälfte meiner Freundschaften gekickt habe, um dem Minimalismus-Trend Einzug in mein (Privat-)Leben zu geben, sondern das feinsäuberliche Betrachten meiner "Freundschaften" und die konsequente Schlussfolgerung, dass manche Menschen eben nur Bekannte sind, andere sogar weniger als das.
Aber dazu später mehr.
Basiskonzept bei Klamotten und Make Up: Verfechtung der klaren Linie
Der einfachste und gleichzeitig schwerste Teil war das Ausmisten von Klamotten und Dekoartikeln.
Einfach, weil es logisch ist, wenn man minimieren will, mit den Konsumgütern zu beginnen, die einen am meisten umgeben. Schwer, weil es schwer fällt, sich von Dingen zu trennen, die einen am meisten umgeben.
Gesagt, getan. Ich überlegte mir also, wie das Farbkonzept meines Kleidungsstils aussehen sollte und was ich wirklich brauchte. Schon vor ein paar Monaten entschloss ich mich dazu, weniger, aber dafür passender und qualitativ hochwertiger, sowie fairer zu kaufen. Das habe ich auch sehr gut durchgehalten, ich überlege, wenn ich ein Teil in der Hand habe, ob ich es wirklich brauche und achte sehr auf das Material und die Produktion. Natürlich landet im Sale-Wahn auch das eine oder andere Fashion-Schnäppchen in der Tüte, aber das will und kann ich mir nicht verbieten. Der Rest ist allerdings so gekauft, dass es untereinander immer mehr kombinierbar ist, was nicht nur Zeit, sondern auch Geld und Nerven spart! Das, was ich rigoros nicht mehr tragen, wird aussortiert und in Kisten gepackt. Wenn ich es einen Monat lang nicht vermisse, dann verkaufe ich es oder spende es!
Das Gleich gilt für Beauty- oder Pflegeprodukte. Natürlich bin ich ein Werbeopfer und luscher bei DM oder Rossmann immer nach den neuen Produkten. Aber am liebsten benutze ich doch das, wovon ich weiß, was ich habe oder nicht? Was helfen mir 20 Duschgels, die super riechen, aber Unmengen an Plastikmüll verursachen und dann doch nur einen Hauch von Duft auf der Haut hinterlassen? Ich habe kürzlich mit der lieben Tine von
Fairytaleoflife über genau dieses Phänomen gelacht: Blogger, die Hauls produzieren, wie Kanninchen Nachkommen: Wo horten sie all die Shampoos und Duschgels und Bodylotions? Ist ihnen bewusst, was dieses konsumgeiles Verhalten nach sich zieht???
Auch in der Wohnung gilt: Weniger ist mehr.
Weniger ist mehr, vor allem, wenn man eine große Wohnung irgendwie übersichtlich und sauber halten möchte.
Dekoartikeln in Trendfarben? Ja, bitte!
Aber deswegen gleich Decken und Bettwäsche in einer neuen Farbe kaufen? Nein!
Die Basics bleiben, kleine Hingucker dürfen ergänzt werden. Und auch hier fahre ich gut. Denn mal ehrlich: Natürlich sieht es wunderbar aus, wenn die Decke zum Kissen zur Uhr passt, die an der Hand steckt, die die Kaffeetasse mit dem neuen In-Muster drauf hält. Aber es reicht auch kleine Akzente zu setzen und das Geld lieber in hochwertige, große Projekte zu stecken!
Bei den Lebensmitteln Minimalismus anzuwenden, klingt für viele vielleicht nun nach Hungern.
Falsch gedacht!
Genau das Gegenteil ist der Fall: Ich kaufe sehr bewusst und viel ein, das Minimalismus Prinzip entfaltet hier seine Stärken ebenfalls in Basics: Obst, Gemüse, gute Kohlenhydrate und jede Menge gutes Gefühl. Darauf kann man bauen, oder?
Ich achte wenn möglich darauf, dass das, was ich kaufe, nicht von Meilenweit-Her kommt, sondern von Um-Die-Ecke. Es landet manchmal weniger, dafür hochwertigeres Essen in meinem Einkaufskorb und mal ehrlich: Der Gang auf den Wochenmarkt am frühen Morgen ist so wundervoll! Lieber weniger, dafür gut, ist hier das (Minimalismus-)Motto.
Wisst ihr alles schon, denkt ihr jetzt? Ist nichts Neues mehr!? Wow, das freut mich. Ich habe nämlich lange dafür gebraucht!
Aber ich weiß, ihr lechzt alle nach dem Teil, in dem ich erzähle, von welchen Freunden ich mich getrennt habe, richtig?
Na gut, sollt ihr haben!
Soziale Netzwerke: Freunde oder Freunde?
Mach mit mir einen kleinen Versuch: Öffne einen neuen Tab und tippe den Namen unseres großen, sozialen Lieblings-Netzwerks ein. Jetzt klickst du auf den Reiter "Freunde".
Na, wer erscheint?
Ahja, die Mitbewohnerin. Und die beste Freundin. Der Studienkollege. Der ehemalige Arbeitskollege. Die Freundin aus der 5. Klasse. Die Nachbarin von vor 10 Jahren..Wie hieß die nochmal? Schade, sie hat einen Nicknamen angegeben, und es fällt dir einfach der richtige Name nicht mehr ein...
Ah hier ist noch der Geschäftspartner deines Vaters, der die Firma vor 10 Jahren verlassen hat. Und oh, der Fotograf, mit dem du vor 5 Jahren mal einen Kalender angefertigt hast! Die Exfreundin vom Ex-besten Freund deines Exfreundes. Verrückt. Sie hat zwei Kinder und ist neu verheiratet. Wusstest du gar nicht. Interessiert dich auch nicht...
Nach einer halben Stunde bist du durch, hast dich durch 350 verschiedene Profile deiner "Freunde" geklickt, von denen du die Hälfte seit 3 Jahren nicht mehr gesehen hast.
Kick sie.
Klingt fies, aber wozu brauchst du Leute in deiner Freundesliste, die nicht deine Freunde sind? Ja, ja, netzwerken und so.. Kann man aber auch anders. Man kann sich auch die Mühe machen und verschiedene Listen für verschiedene Gruppierungen anlegen. Oder man löscht einfach diejenigen aus der Liste, die einfach keine Freunde und noch nicht mal entfernte Verwandte sind.
Über die Zeit häufen sich in diesem sozialen Spinnennetz so viele Gesichter an, die vielleicht nicht einen Gedanken an dich verschwenden. Wieso also sollten sie sehen, dass du einen neuen Job hast? Oder dass du verlobt bist? Dass du diese und jene Veranstaltung mit diesen und jenen echten Freunden besucht hast?
Müssen sie nicht. Und wenn du ehrlich bist, dann willst du das auch von ihnen nicht wissen. Weil es dich nicht mehr interessiert und sich Menschen weiter entwickeln. Weil sich Freundschaften auch auseinander entwickeln können. Weil man nicht zwanghaft an alten Gegebenheiten festhalten kann.
Weil wir alle weiter gehen.
Damit meine ich nicht, dass du jetzt rigoros durch deine Liste scrollen und alle raus werfen sollst, mit denen du keinen Kontakt mehr hast. Aber überlege doch mal, von wem du wirklich willst, dass er etwas von dir weiß.
Sei doch einfach mal minimalistisch!
Eure Mona